Am 02. September, um 19.00 Uhr werden die Magdeburger Literaturwochen VERDICHTUNG 10 im Literaturhaus eröffnet. In Kooperation mit dem Kulturbüro der Landeshauptstadt Magdeburg und gefördert durch das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt und die Stadtsparkasse Magdeburg hat der Literaturhaus Magdeburg e.V. auch Dank der Unterstützung durch zahlreiche weitere Partner ein umfangreiches Programm zum Thema „Exil – Fremde Heimat“ erarbeitet.
Zum Auftakt der Literaturwochen wird unter diesem Motto die Ausstellung „Rettungswiderstand in Dieulefit“ eröffnet, die 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den bemerkenswerten Einsatz der Menschen dieser südfranzösischen Region bei der Rettung von Verfolgten und Flüchtlingen aus verschiedenen europäischen Ländern, vor allem aber auch aus Deutschland würdigt. Anna Tüne, Vorsitzende des Berliner Vereins Courage gegen Fremdenhass e.V. hat diese Ausstellung als ein Projekt verschiedener „Topografien der Menschlichkeit“ erarbeitet und wird die Besucher an diesem Abend durch die Ausstellung führen. Mit dem Dokumentarfilm „Sam und Jacky“ wird deutlich, wie es gelang, den Flüchtenden zeitweilig eine neue Heimat zu geben und persönliche Beziehungen zu knüpfen, die bis in die Gegenwart reichen.
Auch zahlreiche deutsche Kabarettisten mussten nach 1933 ihre Heimat verlassen und fanden in den benachbarten Ländern Aufnahme – so das Kabarett „Die Pfeffermühle“ unter der Leitung von Erika Mann, das ab 1933 in Zürich sein neues Domizil fand. Roswitha Dasch und Ulrich Raue widmen diesem Kapitel der deutschen Kabarettgeschichte ihr Programm „Die Pfeffermühle: Vorsicht! Scharf!“ am Sonntag, dem 06. September, um 17.00 Uhr im Kabarett „nach Hengstmanns“.
Ein Autor, der wegen seiner jüdischen Herkunft seine Heimat verlassen musste, ist Vladimir Vertlib. Der aus Petersburg stammende Schriftsteller lebt heute mit seiner Familie in Österreich. Er wird am 07. September im Forum Gestaltung seinen Roman „Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur“ und neue Texte in einer Gemeinschaftsveranstaltung mit der Synagogengemeinde zu Magdeburg vorstellen.
Auch Magdeburger Autoren habe ihre Heimatstadt verlassen oder verlassen müssen und oft in der Fremde ein neues Zuhause und neue Wirkungsmöglichkeiten gefunden. Nadja Gröschner und Dörte Nessler laden am 10. September zu einem literarischen Stadtrundgang ein, um die Wohn- und Wirkungsstätten dieser Autoren zu besuchen. Am Beispiel Katharinas der Großen wird Regine Sondermann am 14. September zeigen, wie die junge Prinzessin Sophie von Anhalt später als Zarin Katharina II. zu Weltruhm gelangte und dabei auch schriftstellerische Leistungen vollbrachte.
Weniger bekannt ist dagegen Helga M. Novak, obwohl sie zu den bedeutenden Dichterinnen des 20. Jahrhunderts zählt wurden ihre Texte in ihrer Heimat, der DDR, jedoch nicht gedruckt.
Am 12. September wird die Schauspielerin Inés Burdow ihre Hommage an Helga M. Novak im Volksbad Buckau vorstellen. Ein Porträt der Lyrikerin Sarah Kirsch, die als Erstunterzeichnerin der Proteste gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns die DDR verlassen musste, zeichnen im Gespräch Wilhelm Bartsch und André Schinkel am 18. September im Literaturhaus. Sie werden von ihren persönlichen Begegnungen mit Sarah Kirsch berichten.
Literatur und Musik aus fernen Ländern bietet das Literaturwochen-Programm auf dem Moritzhof:
Der syrische Dichter Abdulkadir Musa und die Band Nupelda laden mit Gedichten und Liedern aus Syrien, Deutschland und der Türkei zu einem unterhaltsamen Familiennachmittag am Sonntag, dem 13. September ein. Am 20. September gewährt das Chemnitzer Trio Quijote mit dem Canto General, den Texten von Pablo Neruda und Vertonungen von Mikis Theodorakis, einen Blick in die wechselvolle Geschichte Südamerikas und Anagrama, ein portugiesisch-holländisches Zirkus-Theater-Projekt wird uns am 22. September mit Akrobatik, Clownerie und Zaubertricks in die Welt der Bücher entführen. Am 23. September gibt es dann auch eine Anagrama-Sondervorstellung für Kinder.
Mit „Gehen, ging, gegangen“ stellt am 29. September die bereits vielbeachtete Autorin Jenny Erpenbeck ihren neuesten Roman vor. Er erzählt von den Begegnungen des emeritierten Professors Richard mit den Asylsuchenden in Berliner Flüchtlingslagern vor dem Hintergrund der Frage: Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist, wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat?
Ein Literaturwochen EXTRA wird es am 17. November, um 19.00 Uhr im Literaturhaus geben – der Schauspieler Burghart Klaußner stellt das bislang unveröffentlichte Revolutionstagebuch Victor Klemperers aus dem Jahr 1919 vor. Klemperer, der als Chronist seiner Zeit bekannt ist, hat auch die ereignisreichen Tage der Münchner Räterepublik dokumentiert und kommentiert. Erst in diesem Jahr wurden die Aufzeichnungen entdeckt und vom Aufbau Verlag veröffentlicht.
Weitere Auskünfte zum Programm der Magdeburger Literaturwochen finden Sie unter www.literaturhaus-magdeburg.de und erhalten Sie unter der Rufnummer (0391) 4044995.
Kartenvorbestellungen werden telefonisch und über E-Mail unter info@literaturhaus-magdeburg.de entgegengenommen. Es gibt auch eine Kombi-Karte zum Preis von 15.00 €, die zum Besuch von drei Veranstaltungen berechtigt.
Anbei erhalten Sie das Programm der Magdeburger Literaturwochen VERDICHTUNG 10: 2015_VERDICHTUNG 10